Liebe will nichts vereinnahmen. Liebe kann es einfach lassen wie es ist. Wie es das Universum hinstellt. Liebe kann auch liebend loslassen. Das zu erkennen ist ein Geschenk der Reifung durch Irrung und Schmerz. JH
Das Ende schmerzt nicht
Nicht das Ende schmerzt. Es ist der Verlust. Das nicht mögliche Festhalten. Liebe, die über allem steht, kennt aber auch das Loslassen. Und die liebevolle Erinnerung, die wir in unserem Herzen bewahren. Dann ist der Schmerz nur ein flüchtiger Gast. JH
Licht und Schatten
Liebe ist Licht. Schatten denken wir nur, glauben wir wahrzunehmen, wenn wir uns von der Liebe abwenden. Aber dann sehen wir unseren eigenen Schatten. Den wir selbst werfen. Mit dem Rücken der Liebe zugewandt. Liebe kennt keine Schatten. JH
Eingesprochene Texte …
… werden hier in Kürze nach und nach erscheinen.
No teatime!
Er war ein bedeutender Vertreter des Zen-Buddhismus: Shunryu Suzuki (1904 – 1971). Offenkundig nicht nur ein entspannter, auch ein humorvoller Geist, wenn er zitiert wird mit den Worten:
„Leave your front door and your back door open. Allow your thoughts to come and go. Just don’t serve them tea.“

Kafka, das Mädchen und die Puppe
Ein willkommenes Fundstück, das für den Anfang meines Blogs geradezu prädestiniert ist.
Franz Kafka (1883-1924) schlenderte durch den Berliner Steglitz-Park, als er ein junges Mädchen traf, das sich die Augen ausweinte, weil es seine Lieblingspuppe verloren hatte. Sie und Kafka suchten erfolglos nach der Puppe. Kafka sagte ihr, sie solle ihn am nächsten Tag dort treffen und sie würden wieder suchen.Am nächsten Tag, als sie die Puppe immer noch nicht gefunden hatten, gab Kafka dem Mädchen einen von der Puppe „geschriebenen“ Brief, in dem stand: „Bitte nicht weinen. Ich bin auf eine Reise gegangen, um die Welt zu sehen. Ich werde dir von meinen Abenteuern schreiben.“ So begann eine Geschichte, die bis zum Ende von Kafkas Leben weiterging. Als sie sich trafen, las Kafka seine sorgfältig verfassten Briefe mit Abenteuern und Gesprächen über die geliebte Puppe vor, die das Mädchen bezaubernd fand. Schließlich las Kafka ihr einen Brief mit der Geschichte vor, die die Puppe nach Berlin zurückbrachte, und er schenkte ihr dann eine Puppe, die er gekauft hatte. „Die sieht meiner Puppe überhaupt nicht ähnlich“, sagte sie. Kafka übergab ihr einen weiteren Brief, in dem er erklärte: „Meine Reisen, sie haben mich verändert.“ Das Mädchen umarmte die neue Puppe und nahm sie mit nach Hause.
Ein Jahr später starb Kafka.
Viele Jahre später fand das nun erwachsene Mädchen einen Brief in einer unbemerkten Spalte der Puppe. In dem winzigen, von Kafka unterschriebenen Brief stand: „Alles, was du liebst, geht wahrscheinlich verloren, aber am Ende wird die Liebe auf eine andere Art zurückkehren.“
(Netzfund)
Anmerkung J. Hesse: Ob die „Puppenbriefe“ tatsächlich von Kafka geschrieben wurden und ob sie existieren, ist bis heute nicht bewiesen. Lediglich seine letzte Lebensgefährtin Dora Diamant erzählte davon.

Jack Savoretti: „Breaking The Rules“
Kellylee Evans: “ Ordinary People“
Hanna Schygulla: „Engellieder“ (Dichtung von Rainer Maria Rilke)
Peter Maffay & Max Mutzke: „Weltenweiter Wandrer“ (Dichtung von Rainer Maria Rilke)
Ben Becker: „Ich lebe mein Leben“ (Dichtung von Rainer Maria Rilke)
HAEVN: „Where The Heart Is“
HAEVN: „Throw me a line“
The Wanderer: „Aren’t you meant to fly“
Jonathan Roy: „Keeping Me Alive“
Fink: „Looking Too Closely“
Hans Zimmer/Czarina Russel: „Now we are free“
The Wanderer: „We’re All Going Home“
The Cinematic Orchestra: „Arrival of The Birds & Transformation“
Yann Tiersen: „Porz Goret“
Konstantin Wecker: „Bevor ich sterbe“ (Dichtung von Erich Fried)
Hannelore Elsner: „Du musst das Leben nicht verstehen“ (Dichtung von Rainer Maria Rilke)
Gottfried John: „Stufen“ (Dichtung von Hermann Hesse)
CLANN: „I Hold You“
HAEVN: „The Sea“
Reinhard Mey: „Zeit zu leben“
„Gedanken am Meer“
Orion
Du, Orion, hast dich am dunklen Zelt aufgespannt. Thronst über den Wäldern, den Lichtern, den Schlafenden. Deine Anmut bleibt einsam doch nicht ohne Sinn. Ich trete in die kühle Nacht von Träumen geweckt und geflohen. Bei dir finde ich mich. Finde zu allem. Du stillst meine Sehnsucht. Du ziehst mich ins Tiefe, ins Endlose, in schwarze ruhige Gründe. Dort wo das größte Herz zuhause ist, aus dem sich alles mit Leben füllt und bewegt. JH
Weltenreise
Auf Reisen unentwegt. Im Außen, um das Vergängliche zu erkunden. Reiz der Ferne. Das Unbekannte. Gleichsam Flucht vor dem, was ist. Auf der Suche nach dem Bess’ren. Wenn auch nur für Augenblicke. Segensreiche Zeit, die uns das ferne Land versagt. Die neue Reise, auch die beschwerlichste, führt den kurzen Weg nach Innen ins fernste Land. Wo das Herz schlägt und die Seele kurz verweilt. Keine Karte. Kein magnetisch Nord. Kein Pfad, den andere schon betraten. Durchs Dickicht und durchs Unterholz, über schmale Grade, an steilen Wänden und durch weiße Wasser. Mit zaghaftem Tritt und suchendem Blick, die Hand am schwankenden Ast. Der Weg das Ziel. Rastloser Aufbruch zu den Ufern, die nicht enden. Zu den Höhen, die Sterne greifen. Durch Wüsten, die Horizonte schlucken. Sturm zum Trotz. Der Gischt gefeit. In dürren Zeiten fiebernd. Schützend die Hoffnung im Gepäck. Und mit ihr den Schlüssel zur Ewigkeit. JH
Wiedergeburt
Die Nacht weicht träge dem zaghaften Licht der verschlafenen Sonne, die noch tief im Osten steht. Sanft tastet sich der junge topasblaue Schimmer am Horizont entlang, um bedächtig das Licht der Sterne hinter seinen Schleier zu ziehen. In träumende Stille ist noch alles getaucht, ehe die ersten Vogelstimmen davon künden, dass sich alles Lebendige dem kleinen Tod entsagt, um sich in einer Wiedergeburt dem Leben zu öffnen. Die Sphären am Ende der Welt erhellen sich nach und nach, bis sich ein sanft-feuriger Hauch über die Baumwipfel legt. Die schlummernde Stille trägt den lebensbegrüßenden Gesang der Vögel in jede Weite.
Mein Ohr hat sich dieser Melodien geöffnet und ihre disharmonische Harmonie formt meine Mundwinkel zu einem zufriedenen Lächeln. Meine Augenlider verwahren sich noch gegen das Licht, das allzu schnell den wohligen Schlummer aus den müden Knochen treiben würde. Die Wärme unter meiner Decke umklammert mich wie der schützende Mutterkörper. Ich lasse mich bereitwillig weiter von ihm tragen. Ich winkle meine Beine an, auf der Seite liegend. Die Knie enger am Bauch als sonst. Ich spüre, dass ich noch nicht geboren werden möchte. Was ich hörbar vernehme, formt Bilder und Gefühle einer Welt, die mir vertraut ist. Platons Höhle. Wozu sehen, was ich schon betrachte.
Ich schwelge in diesem Zustand. Friedlich liegt diese Zwischenwelt da. Still. Gedankenlos. Menschenlos. In ihrer Mitte. Sich selbst genügend. Im Spiel mit der Zeit, den Farben, den Formen, den Klängen, den Düften. Alles in meinem Kopf – oder vielleicht sogar im ganzen Körper und darüber hinaus.
In langsamer Bewegung schleichen meine ersten Gedanken durch die vage Erinnerung an nächtliche Träume, die mir nicht freiwillig begegnen. Ich spüre ihnen nach in einem zeitlosen Labyrinth aus Bildern und Stimmungen. Schemenhaft treten sie kurz, zu kurz aus ihrer Deckung. Aber das Bewusstsein füllt sich mit dem Gefühl der Gewissheit, dass der Schlaf nicht traumlos war. Da war kein Schwarz, keine einzige Dunkelheit. Es war lichthaft. Da waren Stimmen. Gefühl. Bewegung. Eine unergründliche Hand führte Regie in scheinbarer Willkür. Ich gab mich ihr hin und doch ging ich selbst und schwebte, fiel und flog. Vertraute Welt in ferner Fremde. Im kleinen Tod liegt Lebendigkeit. Wie wird der große sein?
Die Sonne erhebt sich über die fernen Wipfel und legt ihr wärmendes Licht über die Stimmen der Vögel. Das Konzert verklingt – bis zum Abend. Ein heller Strahl betritt meinen Raum und zieht an meinen Lidern. Das Licht der Welt hat mich zurück. Noch zaghaft aber unaufhaltsam jetzt. Ich streife den Schlaf aus meinen Augen. Es bewegt mich. Ich bewege mich. Hinein in ein neues Leben. Mit dem Gang der Sonne vom Kleinkind bis zum Erwachsenen, höchste Reife gegen Mittag, ehe der nachmittägliche Sonnenweg sich neigt, dem erneuten kleinen Tod entgegen, der freundschaftlich mich empfangen wird.
JH